Andreas Lauter (Naturwacht) im fibz-Magazin

Hecken – Schutz und Nahrung für Mensch und Tier

Superfood von heimischen Bäumen und Sträuchern

 

Schlehdornhonig wird von hustenden Kindern geliebt und hilft außerdem gut gegen Kratzen im Hals. Das wussten wohl schon Hase und Igel, als sie sich an einem Sonntagmorgen zur Herbsteszeit an einem Schlehdornbusch trafen.

Ebenfalls lecker vom Strauch: Himbeeren und Brombeeren. Mehrere dieser Gewächse ergeben eine schöne Hecke. Und aus Holunder und Sanddorn lassen sich feine Eierkuchen und Bonbons zaubern! Mal abgesehen vom wohltuenden Genuss vieler Heckenfrüchte, bieten diese auch Insekten, Vögeln und Kleintieren Unterschlupf und Labung. Genaueres dazu weiß Andreas Lauter von der Naturwacht Barnim:


Viele schwören beim Anlegen einer Hecke auf schnell wachsende Pflanzen wie Thuja, Liguster und Kirschlorbeer. Warum sind die für unsere heimische Tierwelt nicht so günstig?

Diese Arten sind meist anspruchslos und wachsen sehr dicht. Liguster und Thuja sind zudem noch immergrün. Dass sie auch in einer schmal geschnittenen Hecke für Sichtschutz sorgen, macht sie so beliebt. In den Vorteilen liegen aber auch ihre Nachteile: Durch den dichten Bewuchs finden sich kaum Brutmöglichkeiten. Da diese Gehölze in Asien und Amerika beheimatet sind, gehören sie auch nicht zu den Futterpflanzen der heimischen Tierwelt. Schmetterlinge beispielsweise können mit diesen von weit her kommenden Blumen und Sträuchern nichts anfangen und verschwinden deshalb aus den Gärten.


Welche Alternativen gibt es, die für Tiere gut sind und von denen auch wir Menschen etwas haben?

Wer wenig Platz hat und die Hecke in erster Linie als Sichtschutz braucht, der kann zumindest auf heimische Arten wie Hainbuche, Feldahorn oder Fichte zurückgreifen. Viel interessanter sind jedoch Sträucher, die uns neben der Schutzfunktion gleich auch noch Früchte liefern. Da wäre zum Beispiel die Haselnuss, aus der man seine eigenen Süßspeisen oder Kuchen herstellen kann. Schlehen bilden sehr vitaminhaltige Früchte, genau wie die Vitaminbombe Sanddorn oder die Heckenrose, deren Hagebutten vielfältig weiterverarbeitet werden können. Schwarzer Holunder, Himbeere und Brombeere sind zudem sehr nährstoffliebend, weshalb man sie oft dort findet, wo früher Kompost oder Misthaufen standen. Man kann beim Bepflanzen unterschiedliche Hecken kombinieren oder dort, wo wenig Platz ist, schmale Sträucher pflanzen und am Ende breiter auslaufende.


Welchen Zweck hatten Hecken zu früheren Zeiten?

Hecken wurden schon immer gepflanzt, um Grundstücke einzufrieden. Ganze Ortschaften wurden früher zum Schutz vor ungebetenen Gästen mit einem solchen Hackelwerk versehen, worauf zum Beispiel der Ortsname Heckelberg zurückzuführen ist. Mit festen Hecken konnte man Tierweiden pflegeleicht umzäunen und hatte durch die Dornensträucher Schutz vor Raubtieren. Später war es vor allem der Windschutz, zu dem Hecken an Äckern gepflanzt wurden. Gleichzeitig ließen sie sich auch nicht verrücken wie die Grenzsteine an den Grundstücken. Das taten unsere Vorfahren nämlich auch gerne mal. Da sie mit dem zugeteilten Land möglichst effektiv umgehen mussten, wären sie nicht auf die Idee gekommen, einfach nur der Schutzfunktion wegen Sträucher zu pflanzen. Diese mussten zudem auch Früchte liefern oder Reiser für Besen und Körbe. Ein Gedanke, den auch wir wieder verstärkt in unsere Heckenplanung einfließen lassen sollten. Mit dem kommenden 21. „Abenteuer-Naturpark“-Thema lenken wir den Blick übrigens genau dorthin: auf das „Leben auf Acker und Wiese“.

 

www.naturimbarnim.de

Quelle: fibz::familienmagazin Ausgabe September/Oktober 2019